Wild West - Das Tagebuch

Gestern verbrachten wir einen wunderschönen Abend im Hotel Stratosphere in Las Vegas.

Heute nun geht es mit dem Taxi zu Eagler Rider. Dort wartet schon "The white Bull", eine Ultra Classic, welche uns nun auf der Tour begleitet.
Über Henderson geht es zu einem Fotohalt am Hoover Dam. Anschliessend fahren wir südwärts auf dem Hwy 95. Auf der Route 165 geht es ostwärts nach Nelson, einer früheren Goldmine und nun einem gottverlassenen Nest im Nirgendwo. Allerlei Trouvaillen aus den 30er bis 60er Jahren und sogar ein "Alien" aus der Area 51 sind dort zu bestaunen.
Der Colorado River lädt zum baden ein und wir geniessen diese Abkühlung, bevor es dann zurück auf den Hwy 95 über Searchlight nach Boulder City geht, wo wir heute übernachten.

Christina ist immer noch in ihrem Arbeitsrhythmus... dies beweist sie mir heute morgen, als sie mich um 5:04 weckt...
Nun ja, kurz nach 6 Uhr machen wir uns auf den Weg. "Historic Route 66" heisst das heutige Motto. Wir fahren über das Westerndorf Oatman nach Kingman, wo wir beim lokalen Harley Händler die ersten Souvenirs kaufen. 

Die alte Route 66 führt uns dann über Hackberry nach Seligman. Flagstaff heiss das heutige Ziel, welches praktisch auf der Interstate zu erreichen wäre. Wir hingegen fahren über Paulden und das Prescott Valley nach Jerome und weiter nach Sedona. Wunderschöne Farben und Gebirgsformationen belohnen uns für den "Umweg".
Die heutige Etappe auf Flagstaff (immerhin auf über 2'100 m.ü.M.) ist mit 300 Miles (fast 500 km) eine der längsten. Dank Christinas Wecker erreichen wir Flagstaff trotzdem schon vor 6 Uhr abends, so dass wir in aller Ruhe unsere Bäuche bei einem asiatischen Buffet füllen dürfen.

Durch Flagstaff's Langlaufgebiet auf über 8000 Fuss (ca. 2'600 M) fahren wir unserem heutigen Highlight entgegen: dem Grand Canyon. Kurz vorher stoppen wir beim Flugplatz, um mit dem Heli einen unvergesslichen, fast schon spirituellen Flug zu geniessen. Mit dem Bike fahren wir anschliessend dem South Rim entlang, machen einige Stops und lassen diesen schönen Flecken Erde auf uns einwirken. Diese Eindrücke brennen sich tief in unsere Herzen ein.
Der Hwy 89 ist wegen Erdrutsch für längere Zeit unterbrochen und so fahren wir über Cameron und Tuba City auf der 160 und der 98 nach Page, wo wir noch den Horse Shoe Bend erwandern. 40 Grad im Schatten, aber wo ist der Schatten?
Wie immer wollen wir uns nach dem Abendessen noch ein Bier an der Tankstelle kaufen. Wir wissen zwar, dass die Amis nichts ohne Auto besorgen, aber hier erhalten wir kein Bier. Grund: Fussgänger dürfen nichts einkaufen. Auto fahren und Alkohol einkaufen ist kein Problem, aber zu Fuss ist man hier suspekt.

Gleich nach dem Frühstück besuchen wir den Antelope Canyon. Unser indianischer Führer weiss uns viele Geschichten zu erzählen und fährt seinen Pinzgauer wie ein Rallyefahrer durch die Sanddünen. Fun pur und im Canyon ein wunderschöner Mix aus Farben und Stimmung. Überall sieht man mit ein wenig Fantasie allerlei Tiere im Sandgestein.
Anschliessend fahren wir weiter über Kayenta zum Monument Valley. Wir halten beim View Hotel, von wo aus diese eindrücklichen Gesteinsformationen am besten zur Geltung kommen.
Heute übernachten wir in der Lodge in Mexican Hat. Ein kurliges Hotel mit echtem Wild West Charme. Nach einem grossen Bier und einem kühlenden Sprung in den Pool erwarten uns nun Riesensteaks mit Bohnen und Salat vom Swingin' Steak.

Früh morgens fahren wir ein kurzes Stück zurück, um das obligate Foto des Highway vor dem Monument Valley zu schiessen. Dann fahren wir zum Gooseneck State Park und weiter über eine Schotterpiste zum Moki Dugway hoch. Schier endlos zieht sich der Hwy 95 bis nach Hanksville. Nun verstehen wir den Spruch "Where the hell is Hanksville". Was uns heute begeistert ist der stete Wandel von Topografie und Vegetation. Mal karg und felsig dann wieder grün und wild. Der Hwy 24 (durch den Capitol Reef N.P.) und vor allem der Hwy 12 (Hogback!) sind ein reines Vergnügen. Hier ist der echte Wilde Westen und die Ranches erinnern uns an Bonanza. Auf 9600 Fuss (2900 M) sind es angenehme 34 Grad. Unser heutiges Ziel ist Tropic, ein Dorf am Eingang zum Bryce Canyon.

Der Tag ist wieder wunderschön. Sehr früh morgens fahren wir in den Bryce Canyon um das Licht der aufgehenden Sonne in den bizarren Gesteinsformationen des Canyons bewundern zu können. Wir machen eine längere Wanderung in den Canyon runter und befahren den Rest dann mit dem White Bull und machen zwischendurch Fotohalts.

Wir sind wieder mal mitten im Nirgendwo. Wir übernachten heute in einem Planwagen auf der Zion Ponderosa Ranch und die Fahrt hierhin dauerte nur ein paar Stunden. Heute zeigt das Thermometer etwa 45 Grad. Gut konnten wir uns im Pool abkühlen.

Der Grill ist bereit. Wir haben Holz gesammelt und werden ein paar gute Steaks geniessen dürfen. 

Ein weiteres wunderschönes Highlight erwartet uns heute Morgen. Der Zion National Park. Gemütlich fahren wir durch den Park und machen mehrere Stops. Wir sehen mehrere Wüsten Grosshorn Schafe, Streifenhörnchen und Vögel. Die Gebirgsmassive beeindrucken uns einmal mehr.
Endlich finden wir am Ausgang des Parks eine Bar, welche wirklich feinen Espresso zubereitet. So gestärkt fahren wir zum Harley Vertreter in Washington, wo wir ein paar coole T-Shirt kaufen. Weiter geht es auf der Interstate 15 Richtung Süden. Leider gibt es keine Alternative als unter der brütenden Sonne Autobahn zu fahren. Wir verlassen die I-15 und fahren als nächstes durch das Valley of Fire (Feuer trifft es ziemlich genau). Anschliessend schwingen wir uns dem Lake Mead entlang bis Henderson, fahren im Süden von Las Vegas durch und nehmen die letzten Meilen Richtung Westen unter die Räder. Beim Mountain Spring Saloon - einer urigen Biker Bar mit Live Musik - entspannen wir uns bevor wir dann in Pahrump in einem Casino Hotel einchecken.
Heute ist es wirklich extrem heiss. Die Temperaturen seien aufgrund eines festsitzenden Hochdruckgebietes 10 Grad heisser als üblich.

Das Death Valley erwartet uns. Wir lassen die Landschaft beim Zabriskies Point auf uns einwirken und beschliessen dann aufgrund der zu erwartenden über 50 Grad, dass wir einen Umweg über die Berge nach Beatty nehmen, statt dauernd durch das Todestal zu fahren. Ein weiser Entscheid, denn diese Route bietet fahrerisch und landschaftlich mehr. In Dary bei Boonies lassen wir uns die weltberühmten Burgers schmecken, bevor wir ein paar Pässe bis auf 7'700 Fuss (2'350 M) erklimmen und dann runter nach Big Pine düsen.
Nun sitzen wir im Waschsalon bei unserem Motel.

Arbeit muss sein ;-)

Gemütlich starten wir nach einem Kaffee aus dem Motelzimmer in Richtung Mammoth. Mammoth ist ein Skiort auf etwa 2'400 M. Wir machen ein paar Abstecher zum Lake Mary und zur Minaret Vista.
Anschliessend schwingen wir uns runter zum Mono Lake. Ein sehr salzhaltiger Vulkankratersee, der durch seine Tuftformationen unsere Blicke anzieht.
Nach einem Spaziergang am See entlang ziehen dunkle Gewitterwolken auf. Höchste Zeit, den Tioga Pass zu erklimmen um dem Gewitter den Rücken zu kehren. Es ist ein besonderes Erlebnis, mit der Harley auf 3'000 M zu fahren. Nun befinden wir uns am Osteingang zum Yosemite Park. Wir durchqueren den Park von Osten nach Westen und fahren weiter nach Mariposa, wo wir ein idyllisches Bed And Breakfast für die nächsten zwei Nächte gebucht haben. Wiederum im Nirgendwo. Die Steaks auf dem Grill sind vorzüglich und von der Veranda aus können wir eine Gruppe Rehe in der Dunkelheit beobachten.

Den heutigen Tag beginnen wir mit einem reichhaltigen amerikanischen Frühstück, der mit viel Liebe von unseren Gastegebern Clay und Joy serviert wird.
Wir verbringen den ganzen Tag im Yosemite Nationalpark. Die Weiten hier sind schier unendlich. Nachdem wir gestern den Park von Osten nach Westen durchfahren haben, befahen wir heute den südlichen Teil mit dem Glacier Point, den Bridalveil Falls, Half Dome, El Capitan... Nebst den imposanten Gebirgen und Wäldern dürfen wir auch allerlei Tiere auf freier Wildbahn bewundern. Tief im Herzen wird uns die Begegnung mit einem Wolf bleiben.

Recht spät und mit einem vollem Bauch verlassen wir Mariposa Richtung Norden. Ein fahrerischer Leckerbissen ist der Golden Chain Highway, welcher uns nach Jamestown zum Harley Händler bringt. Es folgt Jacksonville und dann der Hwy 88, welcher uns wieder in die Berge führt und sich mit unzähligen Kehren Richtung Lake Tahoe windet. Dieser sehr grosse Bergsee bietet allerlei Wassersportlern alles was das Herz begehrt und uns entzückt er mit seinem klaren Wasser und die wie von Hand ins Wasser eingesetzten Steine.
Leider zieht ein Gewitter auf und wir machen uns schleunigst auf nach Reno, einer farbenfrohen schrillen Spielerstadt in Nevada. Wir geniessen ein Las Vegas Style Buffet und erkunden die verschiedenen Casinos. Unser $30 Zimmer bietet jeden erdenklichen Komfort. Der Gewinn der Casino Hotels wird eindeutig mit der Zockerei an den Tischen und Automaten kompensiert.

Es zieht uns wieder über einen Pass der Sierra Nevada an den Lake Tahoe. Diesmal umfahren wir ihn auf der Ostseite und nehmen dann die US50 nach Sacramento. Kurz nach Sacramento fahren wir wiederum eine traumhafte Strecke (Sage Canyon Road) nach Napa und fahren dann durch endlose Weinanbaugebiete. Den nächsten Wein aus dem Napa Valley werden wir sicher mit einer schönen Erinnerung an diese Gegend verbinden.
Heute übernachten wir in San Rafael im Norden von San Francisco. Ein eher ruhiger und gepflegter Ort, bevor uns morgen die Grossstadt erwartet.
Als Abschluss des heutigen Tages sehen wir uns ein schönes Feuerwerk an. Es ist der 4th of July, der Nationalfeiertag der USA.

Heute steht San Francisco Sight Seeing by Bike an. Von Norden her kommend besuchen wir aber zuerst noch Sausolito und geniessen einen feinen Kaffee. Sausolito ist ein Städtchen am Pazifik, an dem sich Wohlhabende und Künstler niedergelassen haben. Der Küste entlang erreichen wir den Nordkopf der Golden Gate Bridge. Welch ein überwältigender Eindruck. Wir machen ein paar Fotos der nebelfreien Brücke und donnern dann stadteinwärts darüber.

An den Painted Ladies vorbei - wunderschöne viktorianische Häuser - folgen wir der Market Street bis auf den Big Pine. Von diesem Aussichtspunkt überblickt man einen Grossteil der Stadt. Heute aber trübt der Nebel unseren Ausblick. Wir fahren die steilen Strassen runter und wieder hoch bis zur Lombardstreet. Hier winden wir unsere Harley die Serpentinen hinunter. Schlussendlich fahren wir zur Fishermans Wharf und stellen das Bike mitten auf dem Platz ab. Ein Besuch bei Dudley Perkins, dem ältesten Harley Dealer darf nicht fehlen, bevor wir mit dem Cable Car eine abenteuerliche Stadtrundfahrt machen. Den Nachmittag verbringen wir am Pier 39 und an der Fishermans Wharf, welch ein Trubel.

Den krönenden Abschluss bildet die Fahrt über die Golden Gate bei tiefstehender Sonne.

Über die Bay Bridge fahren wir nach San Francisco und bleiben auf den Interstates bis San Mateo. Dann düsen wir bei sehr frischen Temperaturen gemütlich durch den Nebel zu Alice's auf der 35 (Skyline Boulevard). Bei Santa Cruz stossen wir wieder auf den Pazifik, welcher uns heute den ganzen Tag begleiten wird. Highway Number One, Amerikas Traumstrasse! Der Hwy 1 windet sich über hunderte Kilometer der wilden, schroffen Küste entlang. Genuss pur für die Augen und das Bikerherz. Wir machen etliche Fotohalte und geniessen die Natur und ihre tierischen Bewohner. Schliesslich erreichen wir nach einem langen und wieder wunderschönen Tag unser Etappenziel San Luis Obispo.

Bevor wir wieder auf dem Highway 1 an die Küste fahren, führt unser Weg über die 227 und die 101 durch das hügelige kalifornische Hinterland. Rebbau und Viehzucht wechseln sich hier ab.

An der Küste dann folgen die bekannten Orte Santa Barbara, Malibu, Santa Monica. Dort verlassen wir den Highway 1 und nehmen die Route 66 Richtung Los Angeles. Wir durchfahren Beverly Hills und besuchen Hollywood. Am Rodeo Drive bestaunen wir die Auslagen in den Schaufenstern von Giorgio Armani, Gucci, Max Mara, Louis Vuitton, Lacoste... hier hat Julia Roberts als Pretty Woman eingekauft.

Am Abend vergnügen wir uns dann noch im Citywalk der Universal Studios.

Heute kehren wir in die Hitze zurück. Wir verlassen Los Angeles Richtung Osten auf der Interstate und fahren dann 2000 Höhenmeter hoch nach Big Bear Lake, von dort hinunter beginnt die Wüste. Über Lucerne Valley und Yucca Valley fahren wir nach 29 Palms, wo wir uns ein paar kalte Harley-Biere am Pool gönnen.

Unser letzter Tag auf dem Bike bricht an. Ein heisser Wüstenritt steht uns bevor und so machen wir uns mit genügend Wasser und Eis im Topcase auf den Weg nach Amboy. Bei Roy's Cafe, bekannt auch durch das Musikvideo "Hero" von Enrique Iglesias, treffen wir auf eine Gruppe amerikanischer Harley Fahrer.
Weiter geht es nach Kelso, wie auch Amboy mitten im Nirgendwo. Kelso war im 2. Weltkrieg ein wichtiger Eisenbahn-Umschlagplatz. Der Bahnhof wurde vor einigen Jahren restauriert und ist eigentlich das einzige Gebäude in dieser Wüstengegend.
Der Weg führt uns weiter nach Primm, wo wir eine grössere Shoppingtour machen und wiederum ein feines Las Vegas Style Buffet geniessen.
Die letzten 40 Meilen fahren wir auf der I-15 Richtung Norden nach Las Vegas. Absichtlich verlassen wir den Freeway erst im Norden der Stadt, damit wir bei Nacht mit der Harley den ganzen Strip zu unserem Hotel - The Luxor - fahren können. Ein einmaliges Erlebnis, welches uns nun aber auch ganz bewusst macht - The Ride is over.

3951 wunderbare, unvergessliche Meilen (6358 Km).